Berit Bogs
Meditieren im Alltag
Nicht jeder hat die Zeit für eine regelmäßige Meditationspraxis. Da sind vielleicht familiäre oder berufliche Verpflichtungen, die an einem zerren. Aber gerade dann ist es besonders wertvoll, kleine Meditations-Momente im Alltag zu integrieren. Jede Geste der Achtsamkeit, jedes intensive Fühlen und bewusste Wahrnehmen ohne gedankliches Etikett kann eine kleine Meditation sein. Das entspannt, holt Energie zurück und lenkt den Fokus zurück auf das Wesentliche.

Hier ein paar Anregungen:
Meditieren auf der Arbeit
Meditieren und Job – das klingt erst einmal unvereinbar. Aber auch in der Hektik des Arbeitstages finden sich immer ein paar Minuten, in denen man sich fragen kann: Wie atme ich eigentlich? Wo in meinem Körper kann ich meinen Atem fühlen? Spüre ich überhaupt meinen Körper? Mit ein wenig Übung gelingt das auch mit offenen Augen, so dass die Kollegen nichts bemerken. Wer sich seines eigenen Atmens oder des Körpers bewusst ist - und sei es nur für kurze Zeit - verankert sich im Hier und Jetzt. Da ist im Bewusstsein kein Platz mehr für Grübelei – das ist Meditation.
Meditation in der Natur

Die Natur bietet unzählige Möglichkeiten für eine meditative Auszeit. Man kann im Wald den Geräuschen lauschen, mit den Füßen in den Blättern rascheln, dem Wind und der Sonne auf der Haut nachspüren, den Regen und die Erde riechen, den Blumen sein Herz öffnen, dem Eichhörnchen zuschauen, die schöne Aussicht genießen…Jeder Moment, in dem man sich mit seinen Sinneswahrnehmungen verbindet oder sich seiner Liebe zur Natur öffnet, führt aus den Kopf heraus und stärkt die eigene Achtsamkeit .
Offenes Gewahrsein
Das ruhige Verweilen im offenen Gewahrsein ist eine buddhistische Meditationspraxis, die sich wunderbar überall anwenden lässt, sei es in der Bahn, im Bus oder beim Warten irgendwo. Man lässt seinen Geist einfach friedlich ruhen, öffnet seine Sinne und nimmt alles, was im Aufmerksamkeitsfokus auftaucht, urteilsfrei wahr. So wie es ist. Man ruht ganz aufmerksam in der Gegenwart und lässt entspannt alles zu, was geschieht. Sicherlich werden bald Gedanken und Beurteilungen auftauchen, in denen man sich dann wieder verliert. Das ist völlig normal und macht auch nichts. Schon wenige Minuten (anfangs sind es vielleicht auch nur Sekunden) dieser klaren und offenen Wahrnehmung von allem was ist, sind ein sehr effektives Bewusstseinstraining und eine schöne Auszeit.
Die Absicht macht‘s
Im Prinzip kann jeder Moment im Alltag zur Übung von Meditation und Achtsamkeit genutzt werden. Die Krux ist die Praxis. Sich im Alltag wirklich daran zu erinnern und es vor allem auch umzusetzen, kann eine große Hürde sein. Die Absicht macht den Unterschied. Wer sich am Morgen oder zwischendurch die konkrete Absicht setzt, bestimmte kleine Meditationen durchzuführen, wird sich leichter daran erinnern und diese auch durchführen.
Auch Achtsamkeits-Apps fürs Handy können eine Hilfe sein. Sie erinnern in selbst eingestellten Intervallen durch bestimmte Töne an die Meditations-Momente. Eine schöne Methode aus der Achtsamkeits-Praxis ist auch ein ‚Hier-und-Jetzt-Stein‘ oder eine Kastanie in der Jackentasche, die mit der eigenen Meditations-Absicht verknüpft sind und daran erinnern, einige Minuten zu meditieren.

Das alles klingt vielleicht wenig spektakulär, aber regelmäßige Mini-Meditationen im Alltag sind wirklich sehr kraftvoll. Und das Schönste daran ist, dass dem eigenen Spieltrieb und Forschergeist dabei keine Grenzen gesetzt sind. Warum nicht einmal die ungewöhnlichsten Situationen ganz bewusst und meditativ erleben?
Meditieren muss nichts Großes sein und darf vor allem auch Spaß machen!