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Meditieren heißt Frieden schließen

Autorenbild: Berit BogsBerit Bogs

Stell dir vor, du hörst auf zu kämpfen. Wie fühlt sich dieser Gedanke an? Befreiend, einem tiefen Loslassen gleich? Oder eher befremdend? Ich dachte lange, das geht nicht, denn ein erfolgreiches Leben in unserer Gesellschaft erfordere Durchsetzungskraft, Dominanz und Konkurrenzkampf. Aber inzwischen bin ich überzeugt davon, dass im Nicht-Kämpfen eine große Kraft liegt - wenn sie denn mit liebevoller Gegenwärtigkeit verbunden ist.


Meditation spiegelt uns selbst


Meditation ist ein Spiegel des eigenen Lebens. Man erfährt seinen inneren Raum immer so, wie man im Außen agiert – und man agiert im Außen so, wie man im Inneren ist. Mit zunehmender Meditations-Praxis hat sich bei mir gezeigt, dass sich innerer Frieden nur durch ein Annehmen der Dinge, so wie sie sind, erreichen lässt. Meditation lässt sich nie durch Anstrengung oder gar Kämpfen vertiefen. Es geht um das Entspannen in sich selbst und in den gegenwärtigen Moment, der sich so präsentiert, wie er eben ist. Auch wenn man sich während der Meditation völlig in Gedanken oder Emotionen verliert, heißt es, dies einfach anzunehmen, anstatt es abzuwehren oder sich selbst deswegen zu verurteilen.


Alles darf sein


Ich staune immer wieder, was beim Meditieren manchmal für längst vergessene Begebenheiten plötzlich im Gewahrsein auftauchen. Ich bin auch schon über meine Gedanken und heftigen Emotionen erschrocken, die ich wohl irgendwann einmal unterdrückt hatte und die plötzlich wie aus dem Nichts auftauchten. Am Anfang war ich gelegentlich so überfordert damit, so dass ich es abgeblockt oder sogar die Meditation abgebrochen habe. Aber das ist im Grunde kontraproduktiv. Jeder Mensch hat neben tollen Eigenschaften, die er/sie gerne im Außen zeigt, auch ungeliebte Anteile und hat schmerzhafte Dinge erlebt. Oft möchten wir nicht, dass andere davon erfahren oder meiden selbst den Blick darauf, weil es unangenehm oder mit Scham besetzt ist. Oft sind wir aber auch einfach nur viel zu streng mit uns selbst. Dadurch unterdrücken wir diese Dinge. Aber auch diese gehören zu uns und machen uns und das Leben erst würzig und bunt. Ich jedenfalls finde, dass ein paar Ecken, Kanten und schief gelaufene Dinge zu jedem lebendigen Menschen dazu gehören.


Heilung geschieht


Schafft man es, während der Meditation alles offen wahrzunehmen und alles, was sich zeigen möchte, urteilsfrei da sein zu lassen, kann Heilung geschehen. Man kann wirklich alles möglichst liebe- und humorvoll als Teil von sich selbst akzeptieren. Dann können sich bisher unterdrückte Anteile allmählich auflösen, man kann sie in sich integrieren und sie können dadurch heilen. Das ist wahre Selbstannahme und sehr befreiend. Man hört auf, gegen sich selbst zu kämpfen, sieht sich ganz ungeschminkt so, wie man halt ist - und mag sich trotzdem. Einfach so – weil man es wert ist. Ein schönes Gefühl steigt auf, das sich schwer in Worte fassen lässt und innerer Frieden entsteht.


„Wir können lernen, unser Herz allem zu öffnen, all den Leiden und Freuden, vor denen wir uns gefürchtet haben. Dabei entdecken wir eine bemerkenswerte Wahrheit: dass der größte Teil des spirituellen Lebens – wenn nicht gar das spirituelle Leben überhaupt – darin besteht, sich selbst anzunehmen. “ (Jack Kornfield)

Aus innerem Frieden wächst äußerer Frieden



Durch Meditieren lernt man, sich in seiner eigenen Tiefe zu entspannen. Man erlaubt sich sein zu lassen, was einem tiefen Loslassen gleich kommt. Man darf genauso sein, wie man im Moment ist. Wenn gerade alles wunderbar ist, ist es gut – und wenn es im Moment irgendwo hakt, ist es auch okay. Nur so kann man Frieden mit all seinen Facetten schließen. Der innere Frieden kann sich dann wiederum als Gelassenheit in der äußeren Welt spiegeln. Das trägt- davon bin ich zutiefst überzeugt - letztendlich zu einer friedvolleren Welt bei. Aber beginnen muss man immer bei bzw. mit sich selbst.


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