
Wir laufen gewöhnlich mit einem Ziel vor Augen. Wir wollen irgendwo hin, sei es zum Bus, zur Arbeit, zum Laden oder um eine Freundin zu besuchen. Der Prozess des Laufens erfolgt dabei jedoch meist unbewusst. Unser Körper führt die Gehbewegung aus, gedanklich sind wir aber ganz woanders.
Bei einer Gehmeditation ist das anders: hier geht es nicht um das Erreichen eines Ziels, sondern um das aufmerksame Wahrnehmen der einzelnen Schritte.
Immer nur ein Schritt auf einmal

Meditieren im Gehen eine sehr lebensnahe Meditationsform, sie ist aber auch eine wunderschöne Metapher für das Leben an sich. In der Meditation geht man immer nur einen Schritt auf einmal und führt diesen ganz bewusst bis zu seinem Ende aus. Man spürt ihn in allen Einzelheiten. Und: Man kommt erst mit dem einen Fuß vollständig an, bevor man mit dem anderen weitergeht.
Ist die Bewegung zu schnell, wird sie unruhig und die Aufmerksamkeit kann sich leicht zerstreuen. Geht man jedoch langsam und fokussiert, kann sich ein Flow einstellen: Jeder Schritt wird aus dem vorherigen geboren, ausgeführt, gelangt im Ankommen schließlich zur Vollendung und bringt einen weiteren Schritt hervor. Manche Schritte sind vielleicht ein wenig zu groß oder wackelig und müssen ausbalanciert werden, andere dagegen gelingen leicht und anmutig.
Die Berührung zur Erde lässt die eigenen Energien zur Ruhe kommen. Man läuft und ist gleichzeitig ganz präsent im Augenblick. Je langsamer und aufmerksamer man unterwegs ist, desto schöner wird es. Das schenkt viel Lebendigkeit.
Gehen als Praxis
Natürlich ist auch die Gehmeditation eine Praxis, die geübt werden will. Zu Beginn fällt es vielleicht schwer, die Aufmerksamkeit in den Füßen zu halten. Das macht aber nichts, denn wie bei jeder Praxis geht es um das Üben.
Besonders schön ist die Gehmeditation draußen in der Natur, man kann sie aber auch wunderbar zuhause üben. Sie lässt sich auch gut in den Alltag integrieren, indem man z.B. die Mittagspause dafür nutzt. Leichtigkeit und die Freude an der Bewegung sollten immer im Vordergrund stehen sowie das neugierige Erkunden der eigenen Schritte und Wahrnehmungen.
Und so geht’s:
Suche dir eine kurze Strecke (5 bis 6 Meter reichen völlig aus), die du ungestört hin und her laufen kannst.
Starte in entspannter Haltung im Stehen mit beiden Füßen fest auf der Erde.
Bringe die Aufmerksamkeit zunächst in deinen Körper. Du kannst auch einen Bodyscan machen, um dich besser auf die Körperwahrnehmungen zu fokussieren.
Spüre beide Fußsohlen, lass dort deine Aufmerksamkeit ruhen.
Verlagere dein Körpergewicht nun gaaanz langsam über dein linkes Bein und spüre dabei jede noch so kleine Veränderung in der Wahrnehmung deiner Beine und Füße.
Verlagere dein Körpergewicht dann behutsam über dein rechtes Bein und fühle wieder all die Empfindungen, die dabei entstehen.
Kehre langsam in eine ausbalancierte Haltung zurück, in der beide Füße gleich belastet sind.
Dann beginne wie in Zeitlupe in winzig kleinen Schrittenzu laufen und richte dabei deine volle Aufmerksamkeit auf den sich jeweils bewegenden Fuß. Spüre vor allem die Empfindungen in den Fußsohlen.
Verlagere das Körpergewicht über den linken Fuß – Hebe den rechten Fuß (zuerst die Ferse, dann den Mittelfuß, zum Schluss die Zehen) – bewege das rechte Bein in der Luft nach vorne – lasse den Fuß auf der Erde aufkommen – komme an - verlagere dein Körpergewicht auf den rechten Fuß
Der nächste Schritt: den linken Fuß anheben– in der Luft nach vor bewegen – linken Fuß aufsetzen – ankommen
usw.
Viel Freude beim aufmerksamen Gehen durchs Neue Jahr!
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